Gleitlager: Aufbau, Funktion, Anwendungen und Top Hersteller von Gleitlager

Gleitlager im Maschinenbau

Was ist ein Gleitlager? Einfach erklärt!

Es ist ein Lager, bei dem eine Welle in einer Gleitbuchse gelagert ist, das wiederum vom Lagergehäuse gehalten wird. Meist wird Öl oder Fett als Schmiermittel zwischen Welle und Gleitbuchse eingebracht.

Im Stillstand liegt die Welle auf der Gleitbuchse auf. Bei niedriger Drehzahl kommt es zu Gleitreibung zwischen Welle und Gleitbuchse. Bei höherer Drehzahl bildet sich zwischen Welle und Gleitbuchse ein Schmierkeil (hydrodynamische Schmierung) – es kommt zur Flüssigkeitsreibung.

 

Gleitlager sind essenzielle Maschinenelemente in vielen industriellen Anwendungen. Sie sorgen für reibungsarme Bewegung zwischen festen und beweglichen Bauteilen – ohne Kugeln oder Rollen wie bei Wälzlagern. In diesem Beitrag erfährst du kompakt, wie Gleitlager aufgebaut sind, wie sie funktionieren und wann du sie einsetzen solltest.

Bereit? Dann gleiten wir mal los!

Hier ein anschauliches Beispiel zur Funktionsweise eines Gleitlagers:

Stell dir eine Rutsch vor. Sie hat ein flaches Gefälle und du rutsch langsam hinunter. Plötzlich kommt eine Passage, die mit Wasser bedeckt ist. Und ab geht die wilde Fahrt. So ähnlich funktioniert das Gleitlager.

Im Abschnitt „Funktion und Wirkprinzip von Gleitlager“ haben wir dir ein Video verlinkt, dass die Funktionsweise noch besser erklärt als unser Rutschen Beispiel.

Was dich in diesem Artikel erwartet:

Aufbau eines Gleitlagers

Ein Gleitlager ist relativ einfach aufgebaut und besteht aus vier Hauptkomponenten:

  1. Welle oder Achse: Rotativ bewegtes Bauteil. Werkstoff meist Stahl. Das in der Gleitbuchse befindliche Ende kann mit spezieller Beschichtung ausgeführt werden. Dient der Reduktion der Gleitreibung beim Anlauf/Auslauf.
  2. Lagerbuchse (Gleitbuchse): Aus gleitfähigem Material – z. B. Bronze, Sintermetall oder Kunststoff.
  3. Schmiermittel: Öl, Fett oder sogar Wasser, um Reibung zu minimieren und Hitze abzuleiten.
  4. Lagergehäuse: Hält alle Bauteile zusammen, meist aus Grauguss.

 

Wellen

Die Welle ist meist aus Stahl oder Edelstahl. Es werden sowohl unlegierte, niedrig legierte Einsatzstähle als auch Vergütungsstähle verwendet. Das in der Gleitbuchse eingebrachte Ende kann mit einer speziellen Beschichtung versehen sein, welche die Gleitreibung beim Anlauf und Auslauf der Maschine reduziert. Ausnahmen sind hydrostatische Lager. Hier kommt es von Beginn an zur Flüssigkeitsreibung und nicht zur Gleitreibung.

Die Welle muss eine höhere Festigkeit (und damit Verschleißfestigkeit) als der Lagerwerkstoff der Gleitbuchse haben. So kann der Lagerwerkstoff den Verschleiß aufnehmen und Kantenpressung abbauen. Das Härteverhältnis zwischen Welle und Lagerwerkstoff sollte ungefähr zwischen 3:1 bis 5:1 liegen.

 

Gleitlagerbuchsen

Die Lagerbuchsen / Gleitbuchsen sind aus besonders gleitfähigen Material um die Reibung während der auftretenden Gleitreibung (in der Regel beim Anlaufen und Auslaufen der Maschine) möglichst gering zu halten.

Die Werkstoff Auswahl hängt von der Anwendung und den Anforderung ab. Abhängig von den Anforderungen an z.B. Gleiteigenschaft, Verschleißwiderstand, stat. Tragfähigkeit, dynamische Belastbarkeit, hohe Gleitgeschwindigkeit,… können verschiedene Legierungen, Gusseisen, Sintermetall, Kunststoffe, Gummi, etc. als Gleitwerkstoff in den Buchsen eingesetzt werden.

Eine Übersichtstabelle zu den unterschiedlichen Gleitstoffen und deren Eigenschaften findest du z.B. im Roloff/Matek Maschinenelemente und dem dazu gehörigen Tabellenbuch.

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Aufbau und Bestandteile eines Gleitlagers
Aufbau eines Gleitlagers

Schmiermittel / Schmierung

Gleitlager werden auf Grund der Schmierungsarten in unterschiedliche Kategorien eingeteilt.

  • Ölschmierung ist die gängigste Art der Schmierung und kommt von kleinen bis höchsten Drehzahlen zum Einsatz. Meist werden Mineralöle verwendet. Zusätze (z.B. Molybdänsulfid) verbessern die Schmiereigenschaften und haben sich bei Sparschmierung und hohen Temperaturen bewährt.
  • Fettschmierung wird bei Anwendungen mit kleinen Drehzahlen, Pendelbewegungen und stoßartigen Belastungen verwendet, bei denen Flüssigkeitsreibung nicht erreicht wird. Diese Art wird häufig in Pressen, Landmaschinen oder Hebezeugen verwendet. Das Fett bleibt länger im Lager und schützt vor Eindringen von Schmutz.

 

Neben den klassischen, mit Öl oder Fett geschmierten Gleitlagern gibt es weitere Arten von Gleitlagern die auf Grund der Schmierung unterschieden werden:

  • Wasserschmierung wird vorrangig bei Holz- oder Kunststofflagern bei Pumpen oder Walzen verwendet. Wesentlicher Vorteil zur Ölschmierung ist die 2-3 mal höhere Kühlwirkung des Wassers.
  • Luft- bzw. Gasschmierung sind für sehr hohe Drehzahlen geeignet, können jedoch nur geringe Belastungen aufnehmen. Sie werden meist in der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie, in der Raumfahrt, bei Turbomaschinen und im Instrumente- und Apparatebau verwendet.
  • Trockenschmierung mit Festschmierstoffen wie Graphit oder Molybdänsulfid wird häufig bei hohen Temperaturen oder zur Notfallschmierung verwendet. Die Schmierstoffe werden meistens als Paste auf die Gleitflächen aufgetragen. Sie werden häufig in Fahrzeugen (KFZ, NFZ), in Baumaschinen, Drosselklappen, Armaturen und Geräten verwendet.
  • Lager ohne Fremdschmierung nutzen Gleitwerkstoffe wie Kunstkohle oder Kombinationen von NE-Metallen die selbst gewisse Schmiereigenschaften besitzen. Verschleiß ist unvermeidbar und die Temperaturentwicklung auf Grund der hohen Reibung macht sie nur für gewisse Anwendungen verwendbar.

 

 

Lager bzw. Lagergehäuse

Das Lagergehäuse ist meist aus robusten Material wie Grauguss gefertigt. Sie können mit oder ohne Kühlrippen ausgeführt sein. Das Gehäuse ist entweder als einzelner Bauteil oder in geteilter Ausführung gefertigt, welche verschraubt wird.

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Funktion und Wirkprinzip von Gleitlager: Hydrodynamische und hydrostatische Gleitlager

Bei hydrodynamischen Gleitlager liegt die Welle im Stillstand auf der Gleitbuchse auf. Beim Anlaufen der Maschine, also bei niedriger Drehzahl kommt es zu Gleitreibung zwischen der Welle und der Gleitbuchse. Wird die Drehzahl weiter erhöht, bildet sich ein Schmierkeil zwischen Welle und Gleitbuchse. Der Schmierkeil sorgt für die hydrodynamische Schmierung – es kommt zur verschleißfreien Flüssigkeitsreibung.

Man verwendet hydrostatische Gleitlager wenn es beim An- und Auslaufen der Maschine die Gleitreibung verhindert werden soll, oder die Drehzahlen der Anwendung generell so niedrig, dass es zu keiner hydrodynamischen Schmierung kommt.

Der benötigte Druck im Schmiermittel, damit die Welle nicht auf der Gleitbuchse aufliegt, kann mittels Pumpe erzeugt werden. Dadurch hebt sich die Welle von der Gleitbuchse uns es kommt ab dem ersten Anlaufen der Maschine zur Flüssigkeitsreibung.

Es kann auch eine Kombination der beiden Varianten realisiert werden.

Das Video „Gleitlager Hydrodynamische Schmierung“ von Dieter “für meine Schüler” Neuffer zeigt anschaulich die Funktion von Gleitlager

Anwendungen von Gleitlager

Gleitlager eignen sich besonders für

  • den verschleißfreien Dauerbetrieb
  • hohe Drehzahlen und Belastungen
  • große Wellendurchmesser
  • Stoßbelastung

Sie werden auch im Maschinen – und Anlagenbau verwendet. Hier einige Anwendungen:

  • Schweren Antrieben z.B. im Bergbau
  • Schiffsantriebe
  • Pressen

Sie sind einfach, zuverlässig und günstig – eine gute Kombination für viele Anwendungen.

Im modernen Maschinenbau und der Antriebstechnik sind Wälzlager im Vergleich zu Gleitlager jedoch weiter verbreitet.

 

 

Vorteile & Nachteile von Gleitlager im Vergleich zu anderen Lagertypen

Vorteile

  • Lange Lebensdauer durch einfachen, robusten Aufbau; Es gibt keine Kugeln / Rollen, die sich verklemmen können.
  • Besonders in staubigen, schmutzigen Umgebungen sind Gleitlager wegen ihrer Unempfindlichkeit im Einsatz.
  • Kostengünstig: Weniger Bauteile, weniger Kosten.
  • Geräuscharmer und schwingungsreduzierter Betrieb.
  • Geringer radialer Platzbedarf

 

Nachteile

  • Mehr Reibung als Wälzlager.
  • Schmierbedarf: Ohne Schmiermittel bleibt das Gleitlager nicht lange funktionsfähig.
  • Nicht ideal für sehr hohe Drehzahlen: Wenn es richtig schnell wird, dann ist das Gleitlager nicht die erste Wahl.

 

 

Ausgewählte Hersteller von Gleitlager

Natürlich gibt es auch in der Welt der Gleitlager einige prominente Namen, wie zum Beispiel:

  • SKF: Schwedischer Hersteller und Marktführer, der für viele Lagerarten bekannt ist, auch für Gleitlager.
  • Schaeffler (mit Marken wie INA): Ein deutsches Unternehmen, das in verschiedensten Branchen vertreten ist.
  • igus: Deutscher Hersteller spezialisiert auf Gleitlager aus schmierfreien Kunststoffen
  • GGB Bearing Technology: Spezialist für Hochleistungsgleitlager, die vor allem in anspruchsvollen Industrieanwendungen verwendet werden.

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